Kantonsspital Baden 2023: Marge diesmal "nur" 5,1 Prozent
Leistung top, Ergebnis flop: So lautet das Fazit der Kantonsspital Baden (KSB) AG zum Geschäftsjahr 2023. Einerseits hat das KSB sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting so viele Patienten wie noch nie behandelt. Dieser hervorragenden Leistung stehe aber das schwächste Betriebsergebnis seit DRG-Einführung gegenüber, schreibt das KSB in seiner Medienmitteilung vom 22. März. Unter dem Strich resultierte ein EBITDA von 24,1 Mio. Franken. Mit einer EBITDA-Marge von 5,1 Prozent ist der Zielwert von 10 Prozent in weite Ferne gerückt.
Zur Erläuterung: In den letzten Jahren hat das KSB die vom Kanton geforderte Marge von 10 Prozent jeweils erreicht. Dies allerdings als eines von wenigen Spitälern schweizweit. Die EBIDA-Marge von 10 Prozent ist nötig, um die Erneuerung des Spitals aus eigener Kraft finanzieren zu können.
Durchschnittlich 390 Betten betrieben
Abgesehen vom Betriebsergebnis stehen im KSB die wichtigsten Parameter auf laut Mitteilung jedoch grün:
- Mit 22‘376 stationär behandelten Patientinnen und Patienten und 340‘071 ambulanten Konsultationen wurden die Rekordwerte aus dem Vorjahr übertroffen. Das zeugt davon, dass die Patienten die medizinischen Angebote und Dienstleistungen sehr schätzen.
- Der Anteil der privatversicherten Patienten ist unverändert hoch und konnte um 0,1 Prozent auf 23,4% gesteigert werden.
- Dank Effizienzsteigerungen beim Austritts- und Bettenmanagement und im Bereich Same-Day-Surgery konnte die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 5,59 Tagen auf 5,21 Tage reduziert werden. Dadurch sank auch der Betreuungsaufwand von insgesamt 121‘157 auf 116‘498 Pflegetage.
- Im ambulanten Bereich wurde ein Wachstum von 6,9 Prozent (Basis: Taxpunkte) verzeichnet. Insgesamt wurden 340‘471 ambulante Konsultationen vorgenommen (Vorjahr: 324‘841).
- Durchschnittlich betrieb das KSB 390 Betten – so viele wie noch nie. Dadurch wird die Kapazität des 1978 errichteten Bettenhauses vollständig ausgeschöpft.
- Der Umsatz konnte im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 469 Millionen Franken gesteigert werden.
Schwächstes Jahresergebnis seit es DRG gibt
Mit einem Betriebsergebnis von 24,1 Millionen Franken respektive einer EBITDA-Marge von 5,1% resultierte unter dem Strich dennoch das schwächste Jahresergebnis seit der DRG-Einführung im Jahr 2012. Zwar ist damit das Gesamtergebnis des KSB immer noch positiv, aber die Vorgabe des Eigentümers (des Kantons Aargau), nämlich eine EBITDA-Marge von 10%, ist damit in weite Ferne gerückt. Dieser Wert bildet die Basis, damit ein Spital langfristig eigenständig funktionieren kann.
Stromkosten stiegen fürs KSB um 162 Prozent
Zu schaffen machen dem KSB – aber auch den meisten anderen Spitälern in der Schweiz – in erster Linie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, die sich kontinuierlich verschlechtern. Weshalb die Rechnung nicht mehr aufgeht, verdeutlichen folgende Beispiele:
- Mit der Schaffung von ambulanten Angeboten, unter anderem auch an den Aussenstandorten KSB City, Muri, Brugg und Leuggern, kommt das KSB der politischen Forderung „ambulant vor stationär“ seit langem nach. Mittlerweile erwirtschaftet es rund vierzig Prozent seines Umsatzes im ambulanten Bereich. Dieser ist jedoch seit Jahren unterfinanziert; die Tarife decken die Kosten nicht.
- Die Reduktion der Verweildauer der stationären Patienten ist aus gesellschaftspolitischer Optik erfreulich, aus Spitalsicht jedoch suboptimal, da dadurch wichtige Erträge aus dem VVG-Geschäft entfallen.
- Negativ zu Buche schlägt zudem die Teuerung. Die Stromkosten beispielsweise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 162 Prozent, und auch der Einkauf von Lebensmitteln sowie Verbrauchsgütern wurde teurer. Darüber hinaus haben auch regulatorische Vorgaben, die zu mehr Personal führen, sowie verbesserte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden (mehr Ferientage, höhere Vergütungen für Nachtschichten sowie Lohnerhöhungen) zu Mehrkosten geführt, die das finanzielle Unternehmensergebnis negativ beeinflussen.
Bessere Tarife und mehr GWL
„Im Gegensatz zu Unternehmen aus anderen Branchen können Spitäler diese Mehrkosten nicht einfach über eine Preiserhöhung auf die Kunden abwälzen“, sagt KSB-CEO Adrian Schmitter. Das KSB wünscht sich denn auch politischen Support, um wirtschaftlich wieder auf Kurs zu kommen. Konkret: kostendeckende Tarife, die zudem prospektiv inflations-indexiert sind, das heisst, automatisch an veränderte Marktbedingungen angepasst werden.
Schmitter: „Handlungsbedarf sehen wir darüber hinaus auch bei den gemeinwirtschaftlichen Leistungen, die im Kanton Aargau weit unterdurchschnittlich abgegolten werden. Dies lässt die Aargauer Spitäler auch im interkantonalen Wettbewerb schlecht aussehen.“
Personalwachstum abschwächen
Mit insgesamt 3531 Mitarbeitenden ist das KSB mittlerweile einer der grössten Arbeitgeber der Region. Im Hinblick auf die Vorbereitung und Durchführung des reibungslosen Umzuges in den Neubau benötigt das Spital entsprechende Ressourcen.
„Zum einen ist es erfreulich, dass es uns gelungen ist, uns als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und die neu geschaffenen Stellen zu besetzen“, sagt Schmitter. „Zum anderen werden wir aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht darum herumkommen, Massnahmen einzuleiten, um die Sachkosten zu reduzieren und das Personalwachstum abzuschwächen.“
Dabei sei Augenmass gefragt: „Dass das KSB leistungsmässig so erfolgreich unterwegs ist, ist ein Verdienst der Mitarbeitenden. Deren Motivation und Leistungsbereitschaft vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels hoch zu halten, stellt eine der grössten Herausforderungen dar. Denn wir wollen auch in Zukunft auf Wachstumskurs bleiben.“