TCS Aargau wächst auf bereits fast 130 000 Mitglieder - auch dank "TCS at home"
Patrick Gosteli, Präsident des TCS Aargau, konnte an der Delegiertenversammlung in Aarau 187 Delegierte und zahlreiche Gäste begrüssen, allen voran Grossratspräsidentin Mirjam Kosch sowie der 1. Grossratsvizepräsident Markus Gabriel, Landstatthalter Dieter Egli, Ständerätin Marianne Binder, die Nationalräte Alois Huber und Christoph Riner (beide Aargau, Riner ist auch Präsident der TCS-Untersektion Fricktal-Rheintal) und Peter Schilliger (Gastredner aus dem Kanton Luzern), FDP-Kantonalpräsidentin Sabina Freiermuth, SVP-Fraktionspräsidentin Désirée Stutz sowie zahlreiche weitere Grossräte und Gäste.
Gosteli startete mit einem Blick auf den TCS Schweiz, dessen Mitgliederzahl letztes Jahr um über 20 000 auf 1,6 Millionen Mitglieder angewachsen ist. Auch die Sektion Aargau ist gewachsen, auf 129800 Mitglieder. Das Wachstum geht auch auf das neue Angebot "TCS at home" zurück. Auf diesem Weg erhalten Mitglieder über eine Notfallnummer Hilfe auch bei Pannen im Haushalt, zum Beispiel wenn die Heizung defekt ist. Die Einsatzzentrale organisiert dann "seriöse und qualifizierte Handwerker", wie es im Geschäftsbericht heisst. Anmerkung der Redaktion: Dies ist auch deshalb ein besonders gutes Angebot, weil immer wieder Menschen reinfallen, wenn sie im Internet notfallmässig Handwerker suchen und dann an die "falschen" geraten.
Einige von vielen weiteren Zahlen: Der TCS konnte letztes Jahr über 400 000 Fahrzeuge entpannen. Über 80 Prozent dieser Fahrzeuge konnten nachher weiterfahren0, so Gosteli. Allein im Aargau wurden gegen 18 000 Trikis und Lichtwesten verteilt. Auch die Velofahrer sind für den TCS ein grosses Thema, so Gosteli. Die Sektion hat mehrere Pumptracks mi tunterstützt. Ebenso gibt es Velo-Reparaturstationen des TCS beispielsweise bei Pumptracks. Das komme bei den Nutzern gut an, so Gosteli.
Baden bekommt wohl bald eine eigene TCS-Kontaktstelle
Im TCS Fahrzentrum Frick wurden über 6000 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer beschult, auch Polizisten waren für für Verkehrssicherheitstraining dort. Das Technische Zentrum Birr hingegen hat keine volle Auslastung, dort werde man wohl eher zurückfahren. Gut laufe die neue Kontaktstelle am Standort Aarau. Gegen den Trend vieler Unternehmern, Kundenkontakte im Zuge der Digitalisierung möglichst virtuell abzuwickeln, prüft der TCS derzeit in Baden die Eröffnung einer weiteren Filiale, so Gosteli, um Mitglieder vor Ort beraten zu können.
Geschäftsführer Claudio Bacchetta zeigte sich erfreut über den Geschäftsabschluss 2023. Trotz mehr Mitgliedern gingen die Mitgliederbeiträge zwar leicht zurück. Zurückzuführen ist dies offenbar auf neue Angebote wie etwa eine Mitgliedschaft für Familien und Paare, die - wie ein Blick auf die TCS-Homepage zeigt - günstiger ist als zwei Einzelmitgliedschaften im selben Haushalt. Die Kosten habe man im Griff, der Personalaufwand sei gar leicht rückläufig gewesen, sagte Bacchetta. 2023 schloss man positiv ab, auch für 2024 rechne man mit einem positiven Bruttoergebnis II von 1,336 Mio. Franken (2023 waren es 1,466 Mio.). Man rechne aber mit etwas weniger Mitgliederbeiträgen, sei vorsichtig beim Fahrzentrum Frick. Im Technischen Zentrum Birr rechne man mit rückläufigen Zahlen, auch als Folge von Fachkräftemangel.
Bekanntgegeben wurde der Rücktritt von Mandy Dürsteler aus dem Kantonalvorstand. Neu Einsitz nimmt Daniel Notter, Grossrat. Im Kantonsparlament ist er Mitglied der Kommission Umwelt, Bau, Verkehr, Energie und Raumordnung (die wie es der Name sagt, unter anderem für Verkehrsfragen zuständig ist), und er ist Vorstandsmitglied der Untersektion Limmattal.
In ihrem Grusswort bekannte Grossratspräsidentin Mirjam Kosch, einst habe sie auf der Autobahn statt vom fünften Gang fast in den Rückwärtsgang geschaltet und das Auto der Eltern zu Schrott gefahren habe. Sie freute sich in Aarau darüber, dass es im TCS nicht nur um Autos, sondern um die Mobilität überhaupt gehe. Am Tag der TCS-Delegiertenversammlung kam sie nämlich grad von einer Tagung in Basel mit Parlamentariern aus 16 Kantonen, wo über Verkehr diskutiert worden war.
Stichwörter dazu sind Mobilitätswende. Das heisse nicht total in andere Richtung zu gehen, sondern es gehe um eine sinnvolle Weiterentwicklung der Mobilität, sagte Kosch. Ein weiteres Stichwort ist Multimodalität. Dabei gehe es nicht um Auto gegen Velo, gegen Bus, gegen Zug. Es gehe um eine Kombination von allem. Es komme sehr auf die Situation an, welches Verkehrsmittel man wählt. Wenn Nationalrat Riner etwa aus dem Fricktal nach Bern will, verstehe sie, wenn er das Auto bis Aarau nehme. Von dort empfehle sie ihm aber den Zug nach Bern. Kosch sagte unter Schmunzeln der Anwesenden: "Ich persönlich freue mich besonders auf die selbstfahrenden Autos. Denn je weniger ich selber Auto fahre, desto besser für die Verkehrssicherheit im Kanton».
Dieter Egli: alle spüren, was es heisst, im Stau zu stehen
Landstatthalter Dieter Egli erklärte sich in seinem Grusswort als Nichtautobesitzer und passionierter Zugfahrer. Er könne aber autofahren, und habe auf der Autobahn noch nie den Rückwärtsgang eingelegt. Ihn freut, dass der TCS nebst Autos auch für Velofahrer, Fussgänger usw. schaut. Der Bedeutung der Mobilität sei er sich als Volkswirtschaftsdirektor natürlich bewusst. Alle spüren auch, so Egli, was es heisst, im Stau zu stehen. Dieser sei aber nicht gottgegeben, "er wird von uns allen produziert". Stau bedeute aber Stress, sei zeitraubend, immer zum falschen Zeitpunkt, und auch volkswirtschaftlich nicht erwünscht.
Wir brauchen einen gut funktionierenden Verkehr, so Egli weiter: "Ich stehe für die Mobilität ein, auch für individuelle Mobilität." Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sei jedoch begrenzt, etwa auch durch die Akzeptanz von Anwohnenden und durch unsere natürlichen Lebensgrundlagen. In Stosszeiten werde man wohl kaum je ohne Stau auskommen. Künstliche Intelligenz könnte einen Beitrag leisten, Staus zu verringern, hofft Egli. Er lobte die umfassende Beratung des TCS, gerade auch bei der Verkehrssicherheit: «Der TCS ist ein Partner, auf den sich der Kanton verlassen kann.» Für Eglis Referat gab es ebenso wie zuvor für dasjenige von Mirjam Kosch freundlichen Applaus.
Das sind die Delegierten des TCS Aargau
Als Delegierte des TCS Aargau bzw. als Vertreter(innen) beim TCS Schweiz gewählt wurden auf Antrag des Vorstandes: Markus Büttikofer (bisher), Oliver Flury (bisher), Marco Lütolf (bisher), Roland Mauchle (bisher), Hans Nöthiger (bisher), Peter Pichler (bisher), Christoph Riner (bisher), Beatrice Staubli (bisher), Markus Steiner (bisher), Norbert Stichert (bisher) und Bernhard Wyder (bisher) als Delegierte des TCS.
Sowie als Ersatzdelegierte: Daniel Diserens (bisher), Antonino D’Amico (neu), Urs Leuthard (neu), Daniel Notter (neu), Maja Jenni (neu), Patrick Seiler (neu), Andrea Stutz (neu) und Daniel Wehrli (neu).
Tempo 50 oder 30 auf Hauptstrassen innerorts?
Als Gastredner stellte der Luzerner FDP-Nationalrat Peter Schilliger (Verwaltungsrat TCS Schweiz) seine 2022 eingereichte Motion vor, mit der er den Bundesrat beauftragen will, das Strassenverkehrsgesetz so anzupassen, "dass die Hierarchie und die verschiedenen Funktionen des Schweizer Strassennetzes innerorts und ausserorts respektiert werden".
Die neuen Bestimmungen sollen demnach nicht nur die Funktionen der verschiedenen Strassen erhalten, wie sie in den VSS-Normen festgelegt sind, wie es weiter in der Motion heisst, "sondern auch die entsprechenden Geschwindigkeitsbegrenzungen, insbesondere 50 km/h auf den innerörtlichen verkehrsorientierten Strassen und die Möglichkeit, die Geschwindigkeit auf 30 km/h auf Siedlungsstrassen zu reduzieren". Diese gesetzliche Klarstellung werde in der Folge eine Revision der Verordnung zum Strassenverkehrsgesetz bezüglich der Bezeichnung der innerörtlichen Strassen ermöglichen, erwartet Schilliger.
Gegen den Antrag des Bundesrates hat das Parlament den Vorstoss überwiesen (Nationalrat im September 2023, Ständerat im März 2024). Jetzt ist der Bundesrat am Zug. Schilliger betonte, sein Vorstoss werde auch vom Verband VöV unterstützt, dem es ebenso wichtig sei, dass die Hauptachsen funktionieren. Tempo 30 auf Quartierstrassen sei völlig okay, auf Hauptstrassen führe das aber zu Ausweichverkehr in die Quartiere, was er unbedingt abwenden will. Tempo 50 auf Hauptstrassen sei denn auch für die Zuverlässigkeit des öV wichtig.
Luzerner Umfrage zeigt Ablehnung zu Tempo 30 innerorts generell
Schilliger stellte eine im Auftrag des TCS 2023 vom Institut Link im Kanton Luzern durchgeführte Studie zur Tempodebatte innerorts vor. Demnach sagten 11 Prozent, sie seien für Tempo 30 innerorts generell, 19 Prozent waren eher dafür. Eher dagegen sprachen sich 30 und dagegen 41 Prozent aus. Für Schilliger ein Zeichen, indem sich also 29 Prozent für oder eher für eine solche Temporeduktion einsetzen, derweil 71 Prozent gegen oder eher gegen eine solche generelle Lösung seien.
Jetzt ist es am Bundesrat, einen Vorschlag zur überwiesenen Motion Schilliger zu machen. Darauf darf man gespannt sein.