Studie zur familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung im Aargau zeigt Handlungsbedarf auf
Der Regierungsrat hat beschlossen, Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu prüfen und zu erarbeiten. Diese sollen die Gemeinden, die für diesen Aufgabenbereich zuständig bleiben, bei der Umsetzung des Gesetzes über die familienergänzende Kinderbetreuung stärken. Das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) wird in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden und unter Einbezug von Fachpersonen die Massnahmen konkretisieren und geeignete Instrumente entwickeln, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Weiter will der Regierungsrat auch Finanzierungsfragen der verschiedenen Staatsebenen prüfen. Dies teilte die Regierung mit.
Der Regierungsrat stützt seinen Beschluss auf die Ergebnisse der im Rahmen des Programms "Aargau 2030" durchgeführten Initialstudie zu Angebot und Nachfrage der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung im Kanton Aargau sowie auf Zusatzuntersuchungen des DGS.
Die Ergebnisse dieser Dokumente hat das DGS in einem Synthesebericht zusammengefasst. Die Resultate zeigen, dass in den drei Bereichen "bedarfsgerechtes Angebot", "Finanzierung" und "Qualität" Handlungsbedarf besteht. Der Regierungsrat hat beschlossen, Massnahmen zur Unterstützung der Gemeinden, die für die familienergänzende Kinderbetreuung zuständig bleiben, in diesen Bereichen zu prüfen und zu erarbeiten.
Das DGS wird diese Aufgabe zusammen mit den involvierten Departementen, den Gemeinden und mit Fachpersonen übernehmen. Die ersten Massnahmen sollen spätestens bis Ende 2025 umgesetzt sein. Ebenfalls hat der Regierungsrat das DGS beauftragt, unterschiedliche Modelle der Finanzierung, darunter auch eine mögliche kantonale Mit- beziehungsweise Anschubfinanzierung, zu prüfen.
Dabei hat es die Entwicklungen auf nationaler Ebene betreffend Anstossfinanzierung des Bundes für die familien- und schulergänzende Kinderbetreuung zu berücksichtigen. Eine allfällige notwendige Gesetzesänderung würde der Regierungsrat dem Grossen Rat bis Ende 2026 unterbreiten.
Die Verfügbarkeit eines bedarfsgerechten und bezahlbaren Angebots stellt einen wichtigen Erwerbsanreiz dar. Ohne die Gewährleistung einer familien- und schulergänzende Kinderbetreuung würden die befragten Aargauer Eltern ihr Erwerbspensum reduzieren respektive auf eine Erhöhung des Pensums oder die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit verzichten.
Tiefere Elterntarife: positiver Effekt auf Erwerbsbeteiligung vorab der Mütter
Tiefere Elterntarife haben zudem einen positiven Effekt auf die Erwerbsbeteiligung vor allem der Mütter. Dies zeigen laut Mitteilung diverse Studien aus der Schweiz sowie auch die Elternbefragung in elf Gemeinden des Kantons Aargau. Deshalb könne bei einer Senkung der Elterntarife eine stärkere Erwerbsbeteiligung erwartet werden. Damit würden dem Arbeitsmarkt weniger Arbeitskräfte verloren gehen und es würde sich auch positiv auf die Steuereinnahmen auswirken.
Die Studien sowie Elternbefragungen ergaben laut Mitteilung, dass neben dem wichtigsten Faktor, dem Preis, eine hohe Betreuungsqualität für Eltern ein weiterer zentraler Aspekt beim Entscheid für eine institutionelle Betreuung der Kinder ist. Entsprechend steigt die potenzielle Nachfrage nach familien- und schulergänzender Kinderbetreuung, wenn die Angebote eine bessere Qualität aufweisen.
Initialstudie im Rahmen des Programms "Aargau 2030"
Der Regierungsrat hat im März 2021 die Durchführung des Programms "Aargau 2030 – Stärkung Wohn- und Wirtschaftsstandort" (kurz ''Aargau 2030'') beschlossen. Er will damit die Rahmenbedingungen für den Standort Aargau im Einklang mit dem regierungsrätlichen Entwicklungsleitbild (ELB) 2021–2030 weiter verbessern. Im Fokus dieses Programms stehen Massnahmen zur Verbesserung der volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und zur Steigerung der Attraktivität des Kantons Aargau als Wohn- und Arbeitsort.
Im Projekt ''Vereinbarkeit von Familie und Beruf'' analysierte das DGS 2022/2023 in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Beratungsbüro INFRAS mit einer Initialstudie das Angebot und die Nachfrage der verschiedenen familien- und schulergänzenden Kinderbetreuungsangebote.
Eine interdepartemental zusammengesetzte Projektgruppe (Departement Bildung, Kultur und Sport, Departement Volkswirtschaft und Inneres, Departement Finanzen und Ressourcen und Staatskanzlei) sowie ein Fachbeirat hat die Studie sowie die Zusatzuntersuchungen des DGS begleitet. Im Fachbeirat vertreten waren Gemeindeverbände, Fachverbände, Regionalplanungsverbände, Wirtschaftsverbände und Trägerschaften (Kindertagesstätten, Tagesstrukturen und Tagesfamilienorganisationen).