Auf Sekundarstufe Selbstverteidigung lernen, um sich besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen?
Annetta Schuppisser (GLP/Bremgarten, Sprecherin), Karin Koch Wick (neue kantonale Co-Präsidentin Mitte, Bremgarten) und Mia Jenni (SP/Obersiggenthal) haben im Grossen Rat einen Vorstoss für die Einführung einer regelmässigen Selbstverteidigungs-Lerneinheit in der Aargauer Volksschule eingereicht.
Die drei Grossrätinnen wollen den Regierungsrat beauftragen zu prüfen und darzulegen, wie eine regelmässige, sich wiederholende, effektive (Sicherstellung des Erhalts der Kenntnisse) Selbstverteidigungs-Lerneinheit in den Unterricht auf Sekundarstufe an Aargauer Volksschulen eingebettet werden kann, welche an allen Aargauer Schulen flächendeckend den Schülerinnen und Schülern als Teil des regulären Unterrichts vermittelt würde, sodass den Schülerinnen und Schülern auch die notwendigen Kenntnisse zur frühzeitigen Erkennung von Grenzüberschreitungen zur Verfügung stehen, damit sich diese verbal und körperlich zur Wehr setzen können.
Sie begründen dies so: Der Schutz vor sexuellen Übergriffen sei komplex und vielschichtig. Für den Schutz vor Übergriffen sei beispielsweise die frühzeitige Erkennung einer Grenzüberschreitung wichtig. Selbstverteidigungskurse könnten in diesem Zusammenhang vermitteln, wie man sich gegen Angriffe verbal und körperlich besser behaupten und schützen kann. Auch könne geschult werden, wie man sich im Ernstfall befreien und zur Wehr setzen kann.
Es sei jedoch entscheidend, dass bei Selbstverteidigungs-Lerneinheiten auf repetitive Lerneinheiten gesetzt würde, um sicherzustellen, dass das Gelernte manifestiert und eingeprägt werden kann, sodass es besonders im Ernstfall von Nutzen ist.
Vergewaltigungen nehmen seit Jahren zu
Die Zahl an Vergewaltigungen in der Schweiz ist seit vielen Jahren steigend. Gleichzeitig ist die Dunkelziffer an Fällen von sexuellen Übergriffen enorm hoch, wie repräsentative Umfragen zeigen, denn oft melden Opfer die Taten nicht. In einem Grossteil der Fälle kennen Opfer die Täter. Präventive Massnahmen seien dringend gefragt zum Schutz von Opfern, so die Grossrätinnen. Der Bund führte selbst aus, dass die Aufnahme von Selbstverteidigungskursen in die Lehrpläne des obligatorischen Sportunterrichtes prüfenswert sei; dies allerdings durch die Kantone erfolgen müsste.
Besonders der Fachbereich Bewegung und Sport könne sich für die Vermittlung von Kenntnissen in der Selbstverteidigung eignen; denn der Kanton Aargau formuliert in dem Bildungsziel für den Fachbereich Bewegung und Sport sowohl «Die Schülerinnen und Schüler erleben und erfahren die Bedeutung von Bewegung für Wohlbefinden und Gesundheit.», wie auch «Die Schülerinnen und Schüler vertiefen über vielfältige Bewegungserfahrungen die Sensibilität für ihren Körper und lernen, ihn differenziert wahrzunehmen.».
Die Schulung von Selbstverteidigung würde demnach nicht nur wertvolle Kenntnisse vermitteln, sondern auch diesen Zielen dienen, indem die Förderung der Sensibilität für den Körper und die Wahrnehmung des eigenen Körpers gestärkt würden. Eine flächendeckende Lösung, welche die Schulung von Kenntnissen in der Selbstverteidigung an allen Aargauer Volksschulen auf der Sekundarstufe einführt, so die Postulantinnen, "könnte also zum einen ermöglichen, die Erreichung der Bildungsziele zu fördern, zum anderen aber auch die nächste Generation dazu befähigen, sich besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Damit könnte schliesslich eine möglichst kostenneutrale Massnahme zum Schutz vor sexuellen Übergriffen getroffen werden".