Neujahrs-Apéro des Aargauischen Gewerbeverbandes: ungewohntes Lob für SP-Regierungsrat

Wie jedes Jahr lud der Aargauische Gewerbeverband im KuK in Aarau zum traditionellen Neujahrsempfang. Wie jedes Mal nutzten zahllose Unternehmerinnen und Unternehmer und auch etliche Politikerinnen und Politiker die Gelegenheit, auf das neue Jahr anzustossen und für Netzwerken.

Zum Apéro gehört eine Ansprache von Gewerbeverbandspräsident und SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner. Und nach der Begrüssung durch Robin Wasser, Leiter Corporate & Real Estate Banking Aargau/Solothurn der UBS, gehört dazu ein ein Wirtschaftsausblick des UBS-Ökonomen Florian Germanier.

Urs Widmer.

AGV-Geschäftsleiter Urs Widmer durfte im KuK in Aarau rund 600 Gäste willkommen heissen. Allen voran Landammann Dieter Egli, Regierungsrat Stephan Attiger und Beat Bechtold, AIHK-Direktor. Unter den zahlreichen Gästen gesehen wurden auch (Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig) Ständerätin Marianne Binder sowie die Nationalräte Andreas Glarner, Christian Glur, Alois Huber, Andreas Meier und zahlreiche Grossrätinnen und Grossräte, aber auch der frühere AIHK-Präsident Daniel Knecht, der frühere AGV-Präsident Kurt Schmid und der frühere Ständerat Thomas Pfisterer. Und natürlich hunderte Gewerbetreibende. 

Wo geht das Wirtschaftswachstum unter Donald Trump hin?

UBS-Ökonom Florian Germanier.

Florian Germanier stellte seinem Wirtschaftsausblick die dominierende Frage voran: wo geht das Wirtschaftswachstum unter Donald Trump hin? Im Blick zurück haben sich nach der Pandemie die USA gut erholt, mehr als Europa. Zu sehen waren danach Inflation und steigende Zinsen. Das Wachstum in den USA war trotzdem extrem stark, so Germanier, in Europa weniger, in Deutschland ist die Wirtschaftsleistung gar rückläufig.

Jetzt sind die Zinsen wieder am Sinken. Nun stellt sich die Frage: Setzt sich das US-Wachstum fort, fasst Europa wieder Tritt, muss die SNB gar zu Negativzinsen greifen?

Nach Leitzinserhöhungen war früher eine Rezession der Normalfall, so Germanier, jetzt aber nicht. Er erwartet, dass in den USA das Wachstum stark bleibt. Trump sei allerdings ein Unsicherheitsfaktor. Kommt es zu einem Handelskrieg zwischen den USA und China? Zu flächendeckenden Strafzöllen?

Germanier fragt sich, ob es zu Abkommen der USA mit China/Europa kommen wird, um deren Handelsüberschuss zu reduzieren? In den USA erwartet er ein höheres Wachstum aufgrund angekündigter Steuersenkungen, aber auch mehr Inflation aufgrund von mehr Zöllen, sowie sinkende Leitzinsen.

In Europa sieht er für 2025 positive Zeichen. Die Leitzinsen sinken, die Situation habe sich verbessert, die 2022 explodierten Strom- und Gaspreise sind stark zurückgekommen. Die Eurozone habe aber strukturelle Probleme. In der Wettbewerbsfähigkeit sind die wichtigen Volkswirtschaften von Deutschland, Frankreich und Italien beileibe nicht in den vorderen Rängen.

Inflation stärker gesunken als erwartet

Die Schweiz dagegen stehe extrem gut da, die (Export)Industrie spüre
aber die Situation in Deutschland. Die Inflation sei stärker gesunken als erwartet, deshalb konnte die SNB im Dezember den Leitzins überraschend stark senken. Kommt es wieder zu Negativzinsen? 2015 war der Franken stärker
überbewertet als jetzt, so Germanier. Der jetzige Wechselkurs spreche eher gegen
Negativzinsen. Er rechnet im März nochmals mit einer SNB-Zinssenkung. Für den Wechselkurs Euro/Franken erwartet er eher eine Seitwärtsbewegung.

Insgesamt erwartet er 2025 ein ungleiches, aber solides Wachstum, eine Normalisierung in den USA, in der Eurozone eine leichte Verbesserung dank Inflations- und Zinsrückgang, aber richtig aufholen könne die Eurozone nicht. Die Schweiz dürfte profitieren, die hiesige Wirtschaft dürfte 2025 um 1,5 %, wachsen. Negativzinsen erwartet man bei der UBS nicht, ausschliessen könne man dies aber auch nicht.

Giezendanner: in den Medien stirbt die Hoffnung zuerst

Benjamin Giezendanner.

In seiner Präsidialansprache meine AGV-Präsident Benjamin Giezendanner, in den Medien sterbe die Hoffnung nicht zuletzt, sondern zuerst. Er selbst zeigt sich für 2025 hoffnungsvoll, sieht einen positiven Ausblick. Die Weltwirtschaft wachse, davon profitiere auch die Schweiz via Exporte. Republikanische US-Regierungen seien der Schweiz wohlgesonnen, so Giezendanner mit Blick auf die Präsidentschaft Trump. Das sei gut, wenn dieser nicht grad Grönland einnehme...

Er sieht jetzt wieder eine grosse Möglichkeit, ein Freihandelsabkommen mit den USA abzuschliessen. Wichtig sei auch, das Freihandelsabkommen
mit China abzudaten. Er sei hoffnungsvoll, dass das Parlament "Kolonialverträge" nicht unterschreibe. Im Grossen Rat zeigt er sich aufgrund der neuen Mehrheit von SVP/FDP/EDU zuversichtlich für kommende Entscheide.

 Kompliment von ungewohnter Seite für Dieter Egli

Mit Blick auf den neusten KMU-Sorgenbarometer, bei dem der Indikator leicht nach unten zeigt (Probleme von Zulieferbetrieben der Autoindustrie), machte Giezendanner dem aargauischen Volkswirtschaftsdirektor Dieter Egli ein für einen SP-Magistraten gewiss ungewohntes Kompliment. Dies, weil man sich im DVI wegen administrativer Probleme melden kann, und man sich dort deren annimmt. Kein Kompliment gab es für Baudirektor Stephan Attiger (FDP). Dies, weil im KMU-Sorgenbarometer plötzlich Probleme mit Raumplanung/Baubewilligungen an dritte Stelle hochgeschnellt sind.

Das Jahresmotto laute: Ich blicke hoffnungsvoll voraus. Schwerpunkte 2025 des AGV sind:

  • Schule trifft Wirtschaft
  • Bürgerliche Zusammenarbeit
  • AGV – die Helpline für KMU.

Als Höhepunkt ehrte schliesslich Urs Widmer Aargauer Lernende des Jahres 2024 geehrt, konkret die Teilnehmenden und Gewinnerinnen und Gewinner der Schweizer Berufsmeisterschaften und Weltmeisterschaft 2024.

Stolze Sieger.