Martina Bircher: warum sind billigere Generika gegen Krätze hier nicht zugelassen? - das antwortet der Bundesrat

Subvectin (Ivermectin) wurde im Mai 2023 auf die Liste der Arzneimittel gegen die Krätzmilbe genommen. Gegen Krätze gibt es sonst nur noch eine Crème (Scabi-med), die aber kompliziert in der Anwendung ist. Auch gibt es Resistenzen gegen die Crème. Scabi-med wird von den Krankenkassen bezahlt. Im Gegensatz dazu ist Subvectin (3mg) auf der Liste B und damit nicht kassenzulässig. Diese ungedeckten Kosten belasten die Schweizer Bevölkerung zunehmend. Dies schrieb Nationalrätin Martina Bircher (SVP) im Juni in einer Interpellation. Daraus ergaben sich für sie folgende Fragen, die wir im Wortlaut wiedergeben:

"- 8 Tabl. Subvectin (3mg) kosten in der Schweiz 76.90 Franken (freie Preissetzung da auf Liste B). In Deutschland gibt es deutlich billigere Generika (Iveraxiro, Ivermectin Pädia, Stromectol, Scabioral). Warum wurden diese nicht auch in der Schweiz zugelassen? 

- Ivermectin wird schon seit 1987 in Amerika eingesetzt. Es wird gegen zahlreiche Parasiten v.a. in den Tropen in rauen Mengen verwendet. Es ist also ein sehr gebräuchliches Medikament. 2015 wurden die Entwickler von Ivermectin mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Der sehr hohe Preis im Verkauf ist nicht mit den Herstellungskosten zu erklären? Wer bereichert sich hier?

- Krätzmilben werden durch Migranten, insbesondere Asylbewerber eingeschleppt. Wird Subvectin auch in den Bundesasylzentren eingesetzt? Welche Medikamente setzt der Bund ein und wie ist der Preis für diese Medikamente pro Stk?

- Die Krätze Infektionen in der Schweiz erfüllen die Kriterien für eine Pandemie. Es ist eine stille Epidemie, da die betroffenen Personen verständlicherweise schweigen und leiden. Wieso stellt der Bund bei dieser Pandemie nicht selbst Ivermectin her? Über die Armeeapotheke oder wie bei Corona in Zusammenarbeit mit der Pharma?"

Bis jetzt waren v.a. Asylbewerber von der Krankheit betroffen. Die Kosten für das Medikament werden vom Staat übernommen. Seit zwei Jahren sei die Krankheit aber auf alle Gesellschaftsschichten übergeschwappt, schreibt Bircher weiter, und: "Zunehmend sind ganze Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen betroffen. Die Spinnentiere werden von dort in die Haushalte verschleppt. Das führt schnell zu Therapiekosten von mehreren hundert Franken, die diese betroffenen Familien selbst berappen müssen. Das ist eine stossende Ungleichbehandlung".

Das antwortet der Bundesrat

Bis ein Arzneimittel in der Schweiz zugelassen werden kann, müssen die Zulassungsinhaberinnen ein Gesuch bei Swissmedic einreichen, antwortet der Bundesrat. Zudem muss für die Vergütung ein Gesuch um Aufnahme in die Spezialitätenliste (SL) an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gestellt werden. Entsprechende Gesuche zur Zulassung oder Aufnahme von Ivermectin Generika liegen nicht vor. Die Pharmaunternehmen seien nicht verpflichtet, für ihre Arzneimittel bei Swissmedic die Zulassung resp. nach erfolgter Zulassung beim BAG die Aufnahme in die SL zu beantragen. Es bestehe auch keine rechtliche Grundlage, Pharmafirmen zur Einreichung eines Zulassungsgesuches resp. eines Gesuchs um Aufnahme von Arzneimitteln in die SL zu verpflichten, schreibt der Bundesrat weiter.

Subvectin nicht in der Spezialitätenliste aufgeführt

Nicht kassenpflichtige Arzneimittel unterlägen dem freien Markt. Die Hersteller wie auch der Detailhandel seien in der Preisgestaltung frei. Da das Arzneimittel Subvectin nicht in der SL aufgeführt ist, wurde dessen Preis nicht durch das BAG festgelegt.

Dem Bundesrat und dem BAG sei die Thematik der Krätze (Skabies) bekannt, schreibt dieser weiter. Am 24. April 2024 habe das BAG in einer Mitteilung über Krätze-Ausbrüche in Einrichtungen informiert.

Die Krätze ist ein Parasitenbefall der Haut, der durch eine Milbenart ausgelöst wird. Die Milbe, und damit die Erkrankung, kommen seit jeher in der Schweiz und auf der ganzen Welt vor.  In der Schweizer Bevölkerung sei sie jedoch eher eine seltene Krankheit, die typischerweise punktuell auftrete. Sie könne aber alle Altersgruppen und sozioökonomischen Gruppen betreffen und Ausbrüche treten vor allem da auf, wo Menschen in beengten Verhältnissen über längere Zeit zusammenleben, betreut oder medizinisch versorgt werden. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Schweiz mit diesem Problem besonders konfrontiert sei.

In Bundesasylzentren werden magistral hergestellte Ivermectin-Kapseln eingesetzt

In Asylzentren erfolgt die medizinische Versorgung über das ordentliche Gesundheitswesen, für welches im Wesentlichen die Kantone zuständig sind, schreibt der Bundesrat weiter. Asylsuchende unterstünden der Krankenversicherungspflicht und erhielten die medizinische Grundversorgung gemäss den Regeln des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung. In den meisten Bundesasylzentren werden magistral hergestellte Ivermectin-Kapseln eingesetzt, SUBVECTIN wird nur vereinzelt verwendet.

Da Ivermectin-Kapseln als von Apotheken hergestellte Magistralrezeptur bei Bedarf rasch verfügbar seien und vergütet werden (gem. Arzneimittelliste mit Tarif), bestehe "keine Notwendigkeit für eine zentrale Beschaffung durch den Bund". Die Armeeapotheke habe die Aufgabe, die Armee und die Bundesverwaltung mit Sanitätsmaterial und Arzneimitteln zu versorgen. Es sei nicht deren Aufgabe, Arzneimittel für die allgemeine Bevölkerung herzustellen. Aktuell werden laut Bundesrat denn auch keine Ivermectin-Präparate durch die Armeeapotheke hergestellt.