BRUGG Group: leicht tieferer Umsatz, aber sehr guter Bestellungseingang

Die schwache Konjunktur, namentlich in Europa, und der Markteinbruch bei der Elektromobilität boten der BRUGG Group im Geschäftsjahr 2024 schwierige Rahmenbedingungen. Der Gruppenumsatz sank um 2 Prozent (währungsbedingt um 0,6 Prozent) auf 654 Millionen Franken. Das sagten in Birr, dem Standort von BRUGG Lifting AG, Verwaltungsratspräsident Jürg Suhner und CEO Stephan Wartmann bei der Präsentation des Jahresberichts 2024.
Suhner: global voller Chancen und Risiken gleichzeitig
Jürg Suhner verwies einleitend darauf, dass sich global Chancen und Risiken gleichzeitig auftun. Das habe schon für 2024 gegolten. Das sei auch okay, so Suhner weiter. Um das zu bewältigen, brauche es extreme Flexibilität. Ein Beispiel von vielen: In den USA laufe die Fernwärme sehr gut, vielleicht wider Erwarten, die e-Mobilität laufe dort dafür nicht sehr gut, vielleicht auch wider Erwarten.
Suhner fragt sich, ob die Weltmärkte noch solche sind. Planwirtschaft gebe es im chinesischen Raum. Aber auch in Europa werde im Bereich Energiewende/Nachhaltigkeit (wo die BRUGG Group unterwegs ist) inzwischen vieles staatlich gesteuert. Und wenn Regierungen wechseln, was derzeit oft der Fall ist, werde halt angepasst und wieder angepasst. Suhner: "In diesem Umfeld bewegen wir uns und reagieren darauf mit sehr grosser Flexibilität." Ganz besonders wichtig sei für sie Kundennähe, so Suhner weiter. Die Generalversammlung werde man auf dem Stoos abhalten, bei einem Kunden von ihnen. Da sähen sie dann grad auch eigene Installationen in Betrieb.
Umsatz 2 Prozent tiefer, aber deutlich höherer Auftragsbestand
Stephan Wartmann seinerseits stellte den Jahresbericht vor, und sagte vorweg, mit dem Ergebnis sei man nicht zufrieden, es liege unter den eigenen Erwartungen. Immerhin liegt dafür der Auftragsbestand im Vorjahresvergleich um 9 Prozent höher und verspricht einen erfolgreichen Jahresstart 2025, so Wartmann.
Nach fünf Jahren mit teils zweistelligen Wachstumsraten muss die BRUGG Group fürs Geschäftsjahr 2024 einen Umsatzrückgang um 2 Prozent (währungsbedingt 0.6 Prozent) hinnehmen. Das weltweit tätige Schweizer Unternehmen, das Seilprodukte, Rohrsysteme und Netze für Infrastrukturen sowie auf diese Produkte abgestimmte System- und Servicelösungen anbietet, hatte laut Wartmann mit verschiedenen hemmenden Faktoren zu kämpfen.
Zum einen mit der schwachen Konjunktur. Zum andern bremsten die unsichere politische Lage im wichtigen europäischen Markt die Investitionen der öffentlichen Hand wie auch privatwirtschaftlicher Kunden. In China werfe die heftige Immobilienkrise nach wie vor lange Schatten. Und nach einigen Jahren stürmischen Wachstums sei der Siegeszug der Elektromobilität in ganz Europa ins Stottern geraten. Von der negativen Entwicklung der Elektromobilität wurde die noch junge Business Unit eConnect laut Wartmann hart getroffen. Sie verzeichnete einen Umsatzrückgang von 36 auf 20 Millionen Franken.
BRUGG eConnect: neue Produktionshalle in Polen
Obwohl sich der Absatz elektrischer Fahrzeuge in Europa nicht schon 2025 massiv erholen dürfte, setzt die BRUGG Group weiterhin auf die Elektrifizierung als Schlüsseltechnologie für eine umweltschonende Mobilität. So hat BRUGG eConnect 2024 die neue Produktionshalle in Polen in Betrieb genommen, und mit den neu erreichten UL-Zertifizierungen stehen der Business Unit neue Märkte offen – insbesondere auch die USA und Indien, wie es an der jahres-Medienkonferenz weiter hiess.
Mit 203 Millionen Franken Umsatz schlossen BRUGG Rohrsysteme das Jahr ebenfalls mit einem Rückgang ab (Vorjahr: 226 Millionen). Die verhaltene Nachfrage in den Kernmärkten Deutschland und Schweiz liess vor allem den Absatz von Fernwärmelösungen stocken, während die Nachfrage im Bereich Industrielösungen stabil blieb. In diesem Bereich bieten sich überdies mit der Kryotechnik (Verflüssigung von Gasen bei sehr tiefen Temperaturen) neue, spannende Einsatzgebiete für vakuumisolierte Spezialrohre der BRUGG Pipes.
Fatzer mit Umsatzplus von 13 Prozent
Mit höheren Umsätzen als im Vorjahr warten jene Business Units der BRUGG Group auf, die Technologien rund um hochfeste Seile anbieten. Fatzer, spezialisiert auf tragende Seile etwa für Brücken, Seilbau und Seilbahnen, erzielte ein Umsatzplus von 13 Prozent (von 55 auf 62 Millionen Franken). Zur positiven Umsatzentwicklung trage die Erweiterung der Dienstleistungspalette auf komplexe Engineering-Projekte sowie digitale Seilzwillinge bei.
BRUGG Lifting: Umsatz plus 25 Prozent
Eine noch höhere Zunahme gelang der Business Unit BRUGG Lifting: Ihr Umsatz stieg um 25 Prozent von 86 auf 108 Millionen Franken. Dieser Zuwachs gelang trotz gedämpfter Baukonjunktur in Europa und China, namentlich durch Prozessinnovationen, den Ausbau der bestehenden Geschäftsbeziehungen und die Gewinnung neuer interkontinentalen Kunden.
In ruhigeren Bahnen verliefen dafür die Geschäfte weiterer Geschäftseinheiten. Die Business Unit Geobrugg, deren hochfeste Stahldrahtnetze in der Sicherung von Hängen, Bergbau- oder Motorsportanlagen zum Einsatz kommen, hat sich mit ihrer Spezialisierung weltweit etabliert. Ihr Umsatz nahm gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent ab und betrug 2024 rund 185 Millionen Franken.
Die Division Rittmeyer wiederum, Anbieterin von Prozessleittechnik für die Wasser-, Abwasser- und Energiewirtschaft, erarbeitete ein Umsatzplus von 3 Prozent auf 72 Millionen Franken.
Die BRUGG Immobilien AG, über welche die Gruppe ihre Schweizer Standortimmobilien verwaltet, erhöhte den Umsatz von 9,1 auf 9,3 Millionen Franken.
Lösungen für Energiewende, Nachhaltigkeit, Infrastruktursicherheit
Strategisch fokussiere die Gruppe Brugg auf Produkte und Lösungen für die Energiewende, Nachhaltigkeit sowie Infrastruktursicherheit. Hierzu erfolgten im vergangenen Jahr erhebliche Investitionen mit 56 Millionen Franken (Vorjahr: 40 Millionen). Sämtliche Investitionen wurden durch eigene Mittel finanziert.
Neue Wärmezentrale direkt neben BRUGG Lifting AG
Anlässlich der Jahres-PK stellte die IBB in Birr als Beispiel für ihren verstärkten Fokus auf Fernwärme ihre im Bau befindliche neue Wärmezentrale vor, die mit Holzschnitzeln aus der Region befeuert werden wird, und die auch BRUGG Lifting AG beliefern wird.
Über die BRUGG Group AG
Aus der einstigen Kabelfabrik in Brugg ist mit der BRUGG Group AG ein schweizerischer Nischenplayer geworden, der mit mehreren Tochtergesellschaften und 2000 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund 660 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftet. Hauptbereiche sind Fernwärmetechnologie, Prozessleittechnik für Versorgung (Wasser, Abwasser, Gas, Strom), E- Mobilität, Windkraft, Leichtbau und Seilarchitektur, Aufzugsund Hebemittel, Transportbahnen sowie Schutzsysteme gegen Naturgefahren. Die BRUGG Group AG ist mit 19 Produktionsstätten und 17 Verkaufsorganisationen in den wichtigsten Industrieländern der Welt vertreten. Der Verwaltungsrat wird von Jürg Suhner präsidiert, CEO ist Stephan Wartmann. Die BRUGG Group beschäftigte 2024 im Jahresdurchschnitt weltweit 2’272 Mitarbeitende, 1'116 davon in der Schweiz.