Parlament: bald Untertitelung der Live-Streams für gehörlose und schwerhörige Personen
Eine schon im Dezember 2020 eingereichte parlamentarische Initiative von Gabriela Suter (SP/AG) schwenkt derzeit erfolgreich auf die Schlussgerade ein. Am ersten Tag der Sommersession stimmte nämlich der Ständerat als Zweitrat Suters Anliegen ohne Gegenstimmen zu.
Im Ständerat legte namens des Büros Andrea Caroni Andrea (FDP/AR), den Sachverhalt dar. Diese parlamentarische Initiative von Gabriela Suter strebe die rechtlichen Grundlagen an, um die Barrierefreiheit des Livestreams unserer Ratsdebatten zu gewährleisten. Das bedeute primär Untertitel, wobei auch angeregt wurde, bestimmte Debatten sogar in Gebärdensprache zu übersetzen, so Caroni.
Beide Räte gaben der parlamentarischen Initiative Folge, wobei das Büro des Ständerates das Ansinnen im ersten Umgang noch abgelehnt hatte. "Wir stimmen jetzt aber zu", so Caroni. Eine Vorstudie, auch unter Einbezug der Betroffenen, sei nämlich zu zwei Erkenntnissen gekommen.
Caroni: "Erstens kann mit professioneller Live-Untertitelung von hoher Qualität ein grosser Nutzen für Personen mit Hörbehinderung erwirkt werden, aber auch für andere Nutzerinnen und Nutzer, nämlich für alle, die in einer gewissen konkreten Situation keinen Zugriff auf die Tonspur haben, weil sie vielleicht in einem Zug unterwegs sind oder weil sie sich ausnahmsweise gerade im Café Vallotton befinden."
Zweitens könne KI den Aufwand beträchtlich reduzieren, wobei eine manuelle Korrektur immer noch nötig sein werde. Zahlreiche europäische Parlamente untertiteln übrigens heute schon, zum Beispiel der Deutsche Bundestag, die Assemblée Nationale in Frankreich oder auch das britische House of Commons.
Andere Parlamente gehen weiter, bis hin zur Gebärdenverdolmetschung, manche bieten aber auch gar nichts an. Es gebe da also alle Modelle, sagte Caroni, und weiter: "Die Untertitelung, die wir anstreben, soll nur eine Verständnishilfe für die Liveübertragung sein, nicht aber im Videoarchiv aufbewahrt werden, denn für die dauerhafte Nutzung gibt es anschliessend ja dann weiterhin das gültige Amtliche Bulletin."
Nicht weiterverfolgt werde mit der Vorlage sodann die Übersetzung in Gebärdensprache, wobei diese punktuell auch nicht gesetzlich ausgeschlossen wäre. Auch dienen die Untertitel nicht einer Übersetzung.
Jährliche Kosten 100 000 bis 250 000 Franken
Die Kosten für die Untertitelung in der Sprache des Redners, der Rednerin betragen laut Caroni einmalig 50 000 bis 100 000 Franken, Betrieb und Unterhalt kosten dann jährlich 100 000 bis 250 000 Franken, was zum Glück massiv weniger sei als die ursprünglich, noch ohne KI, angenommenen 600 000 Franken.
Der Nationalrat habe die Vorlage im Frühling mit 181 zu 5 Stimmen angenommen, erinnerte Caroni die Kleine Kammer, "und Ihr Büro empfiehlt Ihnen einstimmig dasselbe."
Der Antrag wurde schliesslich einstimmig (39 Ja) angenommen. Worauf Ratspräsidentin Eva Herzog sagte, wie es weiter geht: "Das Geschäft ist bereit für die Schlussabstimmung."