Aargau Tourismus setzt voll auf Nachhaltigkeit
Unter dem Motto «Kleine Teilchen, grosse Wirkung» lud Tourismus Aargau am Donnerstag ins Paul Scherrer Institut (PSI) zum diesjährigen Tourismusgipfel.
Der diesjährige Tourismusgipfel, moderiert von Corinne Staub, ging dieses Jahr im Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen über die Bühne. Wer mochte, konnte dort erst eine Führung absolvieren und einen Blick auf den leistungsstärksten Protonenbeschleuniger der Welt oder andere Forschungsanlagen werfen. Danach versprach das Programm von Aargau Tourismus interessante Eindrücke "zu wegweisenden Projekten für mehr Nachhaltigkeit im Aargau und im Tourismus".
PSI-Vizedirektor Thierry Strässle stellte eingangs seine hochkarätige ETH-Forschungsinstitution mit 2200 Mitarbeitenden vor. Das PSI ist ein Institut für Forschungs- und Ingenieurwissenschaften. Es empfängt jährlich viele Gastwissenschafter sowie Besucherinnen und Besucher, worauf Strässle meinte: "Das PSI ist selbst ein Tourismus-Hotspot für den Aargau."
Dieter Egli: ideal auch für kleine Budgets und Familien
Landstatthalter Dieter Egli fand die Lokalität für den Tourismusgipfel genau richtig, sei man im PSI doch "im Herzen der Innovation und Nachhaltigkeit". Für Innovation stehe der Aargau schon seit sehr langer Zeit, sind hier doch beispielsweise einst die Habsburger gestartet, die zur europäischen Grossmacht wurden. Dank dem PSI gehe hier auch heute die Post ab. Diesmal in Richtung nachhaltige Zukunftstechnologien, um die Klimawende zu schaffen.
Der Aargau habe viele ökologische Vorteile, so Egli, etwa mit seinem Wanderwegnetz, den Flüssen, dem Hallwilersee und einer königlichen Auswahl von Schlössern. Diesen Kanton kann man auch mit kleinem Budget mit dem Velo oder zu Fuss erkunden, also "ideal für Familien", so Egli. Der Aargau werde es nie mit den ganz grossen Tourismuskantonen aufnehmen können, er biete aber gute Perspektiven bezüglich Umwelt, Natur, Geschichte und Nachhaltigkeit.
Veranstaltungsbeginn auf öV-Ankunft abgestimmt
Nachhaltigkeit ist ganz im Sinn von Aargau Tourismus-Direktor Holger Czerwenka. Das wolle man auch selbst leben. Deshalb habe man den Veranstaltungsbeginn auf die Ankunftszeit des öffentlichen Verkehrs (öV) abgestimmt. Der anschliessende Apéro komme mit einer Ausnahme bewusst aus dem Raum Jurapark/Unteres Aaretal. Das bringt regionale Wertschöpfung, die kurzen Transportwege schonen die Umwelt.
Czerwenka warb im weiteren für das hervorragende öV-Angebot im Aargau: "Nicht Bern oder Graubünden, der Aargau ist der grösste Besteller von Postautoleistungen in der Schweiz", so der Tourismus-Direktor. Pro Tag fahren die Fahrzeuge von Postauto Nordwestschweiz 42 000 km, also quasi täglich einmal um die Welt.
Tour of Aargau jetzt auch für E-Bike-Fahrerinnen und -fahrer
Czerwenka setzt auf möglichst nachhaltigen Tourismus. Bisher gibt es eine Tour of Aargau (die Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse in der Region zu einem vielseitigen Ausflug verbindet). Die kann man via motorisierten Individualverkehr absolvieren.
Jetzt will Aargau Tourismus zeigen, wie diese (sehr zu empfehlende) Tour auch mit öV, Velo oder E-Bike geht. Czerwenka hofft, dass der Funke bei möglichst vielen springt. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, wurden die Gipfelteilnehmer denn auch mit einem Wasserstoff- und einem Elektrobus transportiert.
Wanderferien in der Schweiz versus Heliskiing in Kanada
Lob für den Tourismusgipfel gab es von zwei Fachspezialistinnen des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU), Sabine Reichen und Franziska Ruef. Sie verwiesen auf den Entwicklungsschwerpunkt Klima, mit dem der Kanton auf das Ziel Netto-Null bis 2050 hinarbeitet. Schon mit kleinen Massnahmen könne man Grosses bewirken, meinte Reichen und zeigte mit einer Grafik, wie umweltfreundlich Wanderferien in der Schweiz sind, wenn man mit dem Zug anreist. Und im Gegensatz dazu, wie enorm man mit Heliskiing in Kanada (natürlich mit dem Flugzeug angereist) die Umwelt belastet.
Tipps von Reichen an die Gastronomie sind, man könne zum Beispiel Vegimenüs auf der Speisekarte prominent platzieren. Der SAC zeige jeweils auf, wieviel CO2 ihre Mitglieder verbrauchen, wenn sie mit dem Auto oder mit dem öV zu einer Tour anreisen. das Tool dafür sei übrigens im PSI entwickelt worden. Reichens Fazit: "Der Aargau hat gute Voraussetzungen für nachhaltigen, klimafreundlichen Tourismus."
Schliesslich durfte Helene Bigler Brogli von der grünen Schatzkammer Jurapark Aargau eine eigens entwickelte Wegleitung vorstellen, anhand derer man Veranstaltungen nachhaltig durchführen kann (kein Einweggeschirr, Mehrweggeschirr kann man auch ausleihen, Abfallkonzept, Nachhaltigkeitsverantwortlichkeit festlegen, Anreise mit öV usw.). Ziel sei, vom Wissen ins Handeln zu kommen. Es gebe gute Beispiele, die Mut machen, so Bigler Brogli. Sie ruft denn auch alle auf, selbst zu überlegen: "Was könnte mein Beitrag sein?"