30 Jahre Auenschutzpark Aargau - Fest mit Bevölkerung und allen Projektbeteiligten

Am Samstag, 24. August 2024, hat in Sins ein grosses Fest stattgefunden: Die Co-Bauherren – das Departement Bau, Verkehr und Umwelt sowie Pro Natura Aargau – haben gemeinsam mit der Bevölkerung, zahlreichen Gästen und allen Projektbeteiligten das 30-Jahr-Jubiläum des Auenschutzparks Aargau, die offizielle Einweihung der Aue Reussegg und die Vernissage des neuen Buches "Auenland Aargau – Oasen der Artenvielfalt und Orte zum Entspannen" gefeiert. Als Eröffnungsakt wurde mit einem Bagger der Durchstich der Reuss in die Aue Reussegg vorgenommen. Dies teilt das Departement Bau, Umwelt und Verkehr (MVU) mit.

"Die Weitsicht der Aargauerinnen und Aargauer hat vor 30 Jahren die Basis gelegt. Seither sind wir mit Erfolg daran, den Auftrag zu erfüllen, den uns das Volk über eine Verfassungsinitiative gegeben hat: Mindestens 1 Prozent der Kantonsfläche soll zu einem Auenschutzpark werden", sagte Regierungsrat Stephan Attiger, Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, am Samstag, 24. August 2024, in Sins vor den Medien sowie den zahlreichen Gästen und der Bevölkerung.

Und weiter: "Heute feiern wir das 30-Jahr-Jubiläum und können sagen: Wir sind stolz auf unseren Auenschutzpark Aargau, denn er ist einzigartig in der Schweiz." Auen würden Ruhe und Inspiration bieten abseits von der lauten Zivilisation und vom anspruchsvollen Arbeitsalltag; eine Nähe und Verbindung zur Natur, die in unserer hektischen Zeit immer wichtiger werden. Hier können wir die Stille und die natürliche Schönheit der Landschaft geniessen.

"Neben dieser Naherholung für die Menschen wurden mit dem Auenschutzpark Naturwerte geschaffen, die nicht mit Geld zu bemessen sind. Auen bilden dynamische Übergangsbereiche zwischen Land und Wasser und spielen damit eine zentrale Rolle im Wasserkreislauf und für den Hochwasserschutz. Sie bieten zudem eine einmalige Vielfalt an Lebensräumen und Ökosystemen und beherbergen unzählige Tier- und Pflanzenarten. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag gegen die leider zunehmend schwindende Biodiversität", so Attiger.

Aue Reussegg als positives Beispiel

Die Aue Reussegg, die am Samstag offiziell eingeweiht wurde, sei ein sehr gutes Beispiel für die Erfolgsgeschichte des Auenschutzparks. Die Geländekammer bei Sins diente schon immer als natürlicher Rückhalteraum und wurde regelmässig überflutet. Eine Auenregeneration auf den rund 20 Hektaren bot sich laut Mitteilung deshalb an. Diese hat in zwei Etappen stattgefunden – die zweite wird mit dem nun erfolgten Durchstich demnächst abgeschlossen werden – als Co-Bauherren treten das BVU und Pro Natura auf.

Mitfinanziert wurde das Projekt zusätzlich durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ewz mit dem naturmade star-Fonds. Bereits heute lässt sich sagen: Schon nach Abschluss der ersten Etappe im Jahr 2021 konnte man die Entwicklung der Aue hautnah mitverfolgen. So hat insbesondere ein Hochwasserereignis im Sommer 2021 die Dynamik der neuen Aue exemplarisch aufgezeigt. Die Aue Reussegg hat sich zudem bereits jetzt zu einem wertvollen Lebensraum für gefährdete Arten entwickelt.

Konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten

Erfolgsgeschichten wie diejenige der Aue Reussegg brauchen Zeit. Schon von der Projektidee bis zum Baustart im Juni 2019 hat es 20 Jahre gedauert. Dies vor allem wegen der Komplexität: Neben der eigentlichen Lebensraumgestaltung als neue Aue wurde nämlich auch eine neue Trinkwasserfassung ausserhalb des Perimeters erstellt und eine Altlast saniert. Der Erfolg der Auenregeneration Reussegg sei aber auch der konstruktiven Zusammenarbeit und der Bereitschaft aller Beteiligten zu verdanken, die alle die gleichen Ziele verfolgt und am gleichen Strick gezogen haben, hiess es in Sins.

Die Vertreterinnen und Vertreter dieser Projektbeteiligten waren denn auch an der Eröffnung mit dabei: die Co-Bauherrin Pro Natura Aargau, die Gemeinde Sins, die Wasserversorgungsgenossenschaft Auw, die ortsansässigen Bauern, die Ausführungskommission, das Bundesamt für Umwelt BAFU und das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ewz, der Buchautor Heinz Staffelbach, die beteiligten Planungs- und Umweltbüros, die Mitarbeitenden der Abteilung Landschaft und Gewässer und weitere Projektbeteiligte des Kantons.

Stephan Attiger: Dank an die Bevölkerung

Ganz speziell bedankte sich Regierungsrat Stephan Attiger bei der Bevölkerung, die Verständnis gezeigt hat für allfällige Unannehmlichkeiten während der Bauarbeiten: "Mit dem Durchstich ist das Werk vollbracht: Gehen Sie hinaus und geniessen Sie dieses wunderbare Werk!", so Attiger.

Moderne Melioration als Grundstein für die Realisierung der Aue Reussegg

Josef Huwiler, Gemeindeammann Sins, bedankte sich bei allen Beteiligten, die zu diesem grossen Werk ihren Beitrag geleistet haben. Es seien in dieser langen Zeit doch viele, die dazu beigetragen haben, damit in der Gemeinde Sins dieses so tolle Projekt entstehen konnte. Er verwies in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Modernen Melioration in Reussegg und der damit einhergehenden Bereitschaft der Familie Huwiler-Meier, ihren Landwirtschaftsbetrieb an den Kanton zu verkaufen. Erst dadurch konnte die Umsetzung der Aue an diesem Standort in Angriff genommen werden und alle im Weiler Reussegg konnten davon profitieren.

Hinweis auf den Klimawandel und zunehmende Trockenperioden

Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau, verwies in seiner Rede auf den fortschreitenden Klimawandel und wie dieser unseren Wasser-Lebensräumen zusetzt. Die zunehmende Trockenheit werde zu einem volkswirtschaftlichen und ökologischen Risiko. "Die Statistiken zeigen einen ganz klaren Trend: Mit fortschreitendem Klimawandel nehme die Trockenheit zu, die Wasserführung in den Gewässern hingegen ab.

Gewässer werden im Sommer für die Landwirtschaft kein zuverlässiger Wasserbezugsort mehr sein und gleichzeitig werden Hochwasser häufiger. Trockene und heisse Sommer oder auch Engpässe im Winter können künftig zu grösseren Produktionsschwankungen in der Wasserkraft führen", so Betsche. Und: "Wir müssen definitiv mehr Sorge zu unseren Wasserspeichern tragen: Mit der Wiederherstellung von Feuchtgebieten fördern wir die Wasser-Speicherkapazität und auch den Wasserhaushalt in unserer Landschaft in bedeutendem Mass. Die Aue Reussegg trägt ihren Beitrag dazu bei!"

Ein ganz besonderes Projekt

Christoph Busenhart, Leiter Umfeld Wasserkraft bei ewz, sagte in seiner Rede: "Seit fast 25 Jahren unterstützt ewz mit seinem naturemade star-Fonds verschiedene Renaturierungsprojekte in der ganzen Schweiz. Die Auenregeneration Reussegg ist jedoch ein ganz besonderes Projekt. Ich bin stolz, dass der naturemade star-Fonds von ewz dieses Projekt mit 1,9 Millionen Franken unterstützt hat. Das ist der grösste finanzielle Beitrag, den der Fonds je an ein Einzelprojekt geleistet hat."

Vielseitiges Festprogramm

Der offizielle Akt der Eröffnung beinhaltete neben den Reden und der Buchvernissage (siehe Box) auch die Präsentation eines Films über den Auenschutzpark Aargau, der vor Ort live durchgeführte Durchstich der Reuss in die Aue und ein Apéro. Danach folgten Führungen zu der Aue Reussegg und der neu erstellten Trinkwasserfassung. Nebenbei konnten die Besucherinnen und Besucher die kantonale Wanderausstellung zur ökologischen Infrastruktur Aargau sowie zahlreiche Stimmungsbilder aus dem gesamten Aueschutzpark bestaunen. Für die Kinder bot die Suche nach den kleinsten Wasserbewohner, den Makrozoobenthos, eine spannende Abwechslung. Eberhard Bau AG als Bauunternehmer ermöglichte es den Besucherinnen und Besucher des Fests, in einem extra dafür hergerichteten Bereich einen kleinen Bagger zu bedienen.

Neues Buch "Auenland Aargau – Oasen der Artenvielfalt und Orte zum Entspannen"

Am Fest zum 30-Jahr-Jubiläum des Auenschutzparks und zur Einweihung der Aue Reussegg (siehe Haupttext) hat auch die Vernissage für das neue Buchs des renommierten Autors und Fotografen Heinz Staffelbach "Auenland Aargau – Orte zum Entspannen" stattgefunden. Das Buch vermittelt neben wunderbaren Bildern viel Wissenswertes und Hintergründiges zu den Aargauer Auen und ihrer Pflanzen und Tierwelt, Porträts und Interviews mit Fachpersonen sowie Erlebnis- und Wandertipps. Heinz Staffelbach ist promovierter Biologe ETH und seit vielen Jahren selbstständig als Autor und Fotograf in den Bereichen Natur, Biodiversität und Wandern tätig. Er hat mehrere Bestseller verfasst und ist seit vielen Jahren Wanderkolumnist für die NZZ am Sonntag.

 www.heinz-staffelbach.ch(öffnet in einem neuen Fenster)